Nimm den Rosenkranz mit!

„Nimm den Rosenkranz mit“

oder:

„Betet, bis euch das Gebet zur Freude wird!“

In der Kinderzeit, als Messdiener, war es nur langweilig, das Rosenkranzgebet: ½ Std. brav und ruhig am Altar knien, von den Leuten im Kirchenraum genau beobachtet. Zur Erinnerung an die „Heilig-Rock-Wallfahrt 1959 nach Trier“ bekomme ich (von meiner Klostertante?) einen Rosenkranz in einer kleinen Pappschachtel. Gebetet habe ich ihn nie. Er lag nur da.

 

Jahre später zog ich fort aus dem Elternhaus. „Nimm den Rosenkranz mit“, sagte meine Mutter.

Viele Jahre war ich Soldat. Wie oft bin ich dabei umgezogen! Das ganze Hab und Gut verstaut in einem Seesack. Aber die Schatulle mit dem „Heilig-Rock-Rosenkranz“ war stets dabei. Gebetet habe ich ihn auch weiterhin nicht. Als junger Mensch in den 70er Jahren brauchte ich kein Gebet. Aber er hat mich in all den Jahren begleitet und mit ihm das Wort meiner Mutter „Nimm den Rosenkranz mit.“

Erst später, beim zu frühen Tod meines Vaters, wird mir der Wert und der Sinn des Rosenkranzgebetes erstmals bewusst: In der gefüllten Dorfkirche beten alle für das Seelenheil des Vaters und zum Trost von uns, den Angehörigen. Erstmals ein ganz konkretes Gebetsanliegen, dass mich persönlich betrifft und berührt.

Bald darauf lande ich „ungewollt“ in Medjugorje und etwas später, beim Besuch meiner schwerkranken Mutter, beten wir zum ersten Mal gemeinsam –Mutter und Sohn- den Rosenkranz. Den erwachsenen Sohn, inzwischen selbst schon Familienvater, zieht es immer wieder heim zur Mutter. In der Hand als Geschenk den Rosenkranz, die kostbarste Perlenkette der Welt.

Dieses gemeinsame Gebet mit ihrem Sohn begleitet, tröstet und stärkt die Mutter fortan in ihren Leidensjahren. So lange, bis ich zum letzten Male in Gegenwart der Mutter den Rosenkranz betend in die Hand nehme: Am späten Abend, an ihrem Sterbebett, schwingt sich Mutter‘s Seele schon auf in eine andere, schönere Welt und es scheint mir, als ob jede der 50 Perlen ihr den Weg zum Heiland ausleuchten wollten. Ein heiliger Moment!

In Medjugorje war es, wo mir nach und nach die Freude am Gebet im Allgemeinen und am Rosenkranz im Besonderen geschenkt wurde, obwohl es mir vor der ersten Fahrt an diesen Gnadenort wie ein „Gräuel“ erschien, im Bus zu sitzen und „mit alten Frauen“ den Rosenkranz zu beten.

Aber Gott hat Humor: Das Wort „Betet, bis euch das Gebet zur Freude wird“ sollte sich erfüllen! Im Anschluss an die erste, mehr unfreiwillige Busfahrt nach Medjugorje darf ich inzwischen seit rd. 30 Jahren weitere Busfahrten als Pilgerleiter dorthin durchführen: Freiwillig, mit Freude im Gebet und mit vielen, lieben Frauen, die mir jeden Tag jünger und schöner erscheinen – ganz besonders natürlich die eigene! Wie ist das möglich?

Ich bin so schön, weil ich liebe“ hat die Gospa in Medjugorje auf Befragen gesagt. Warum sollte das nicht auch für unsere betenden Pilger-Frauen in der Schule Mariens gelten?                      A.H.